Zen Philosophie bereichert unsere westliche Welt, indem es dem Immer-Mehr-Wollen mit einer nüchternen Klarheit und und Bodenständigkeit gegenübersteht. Shunryu Suzuki beleuchtet diese Anschauung verständlich. „Seid wie reine Seide und scharfer Stahl“ fasst die wichtigsten Lehrgespräche aus seinen letzten drei Lebensjahren zusammen … und bereichert damit das Leben vieler Suchender.
Hast du manchmal das Gefühl, dass deine Welt in sich zusammen fällt wie ein Kartenhaus. Eine latente Angst, die dich in meinem Tun einschränkt und dich bremst, weiter zu gehen? – Du bist nicht alleine. Wir alle tragen unsere kleineren und größeren Monster mit uns herum! Kämpfe nicht gegen deine Monster sondern stehe auf, wische deine Hose ab und umarme es. Stehe immer wieder auf, so wie ein Kind das gerade laufen lernt. Wenn du glaubst, das Universum stünde gegen dich, stehst du dir ziemlich sicher selber im Weg. Du kannst nicht ändern, was dir widerfährt. Du kannst aber sehr wohl beeinflussen, wie du damit umgehst und wohin dich deine Erlebnisse tragen dürfen. Was es in diesen Momenten am Meisten braucht sind Klarheit und Vertrauen. Die Klarheit, die Dinge so zu sehen wie sie sind, und das Vertrauen, dass alles gut ist, so wie es ist. Stelle dir vor, in deiner Brust wohnt ein Kompass, der dir deine gesamte Gefühlswelt anzeigt. Wenn du dem Ruf von positiven Gefühlen folgst, pflasterst du deinen Weg mit eben diesen. Du erfüllst dein Leben mit Liebe, Freundschaft, Ehrlichkeit, Loyalität, Glück, Freude … Yoga ist ein toller Weg, diesen Kompass kennen zu lernen. Du kannst dich jeden Tag vor deiner Praxis fragen, was du heute mitgebracht hast. Die bewusste Wahrnehmung führt dich zu dir. Es ist genau so einfach!Das Allerwichtigste ist, „fähig zu sein, das Leben zu genießen, ohne sich von den Dingen in die Irre führen zu lassen.“ – Shunryu SuzukiZugegeben. Es gibt manchmal tausend Gründe, richtig stinkig zu werden. Auch als Vollzeit Yoga Muse muss ich gestehen, dass ich manchmal richtig zornig werden kann. Aber wenn immer mein Temperament mit mir durchgeht, erinnere ich mich daran, dass das a) nichts bringt, b) von schwachem Charakter zeugt und c) bloß meine Wahrnehmung der Dinge ist. Die Welt ist nicht immer so, wie du sie auf den ersten Blick wahrnimmst. Manchmal bin ich es auch müde, optimistisch zu sein. Das Leben weiß uns herauszufordern. Je mehr Runden ich in diesem Karussel drehe, desto mehr wird mir bewusst, dass all diese extremen Gemütslagen und etwas sagen wollen: Je zorniger, trauriger oder ängstlicher du wirst, desto dringender pocht der Ruf deines Herzens, hinzusehen! Das nächste Mal, wenn das Leben so gar kein Ponyhof ist, lade ich dich ein, inne zu halten. Egal wo du gerade stehst. Halte inne. Atme tief aus. Sage Ja! zu allem was da gerade kommt. Die nächste Einatmung wird ganz natürlich folgen. Vergiss, was du bereits weißt (du weißt schon, Sokrates) und nimm den nächsten Augenblick mit allem wahr.
Vergesse diesen Augenblick und wachse in den nächsten hinein. Das ist der einzige Weg. […] Ohne jede Vorstellung von Zeit geht ein Moment in den nächsten. Halte an nichts fest. Und du wirst das Leben wahrhaft genießen. – Shunryû SuzukiWenn auch deine Gefühle manchmal mit dir durchgehen, und du dir mehr Ponyhof als Emotions-Achterbahn wünscht, versuche es mit Shunryû Suzukis Rat: Atme aus. Wachse von einem Augenblick in den nächsten. Halte an nichts fest. Und genieße das Leben! Der Japaner Shunryû Suzuki (1904 – 1971) war verheiratet und teilte seine Lehren in einem Zen Kloster im San Francisco der 1970er. Seine Bücher findest du übrigens unter anderem online auf Amazon oder bei dem lokalen Buchhandel deines Vertrauens. Shunryu Suzuki bringt den Zen Buddhismus bildhaft näher und klärt Themen rund um Alltagsprobleme, Meditation und Erleuchtung. Die Metaphern machen Lust auf mehr: Von der Spitze eines hundert Fuß hohen Mastes springen, Schreiten wie ein Elefant, Toiletten-Zen, Das Alltagsleben ist wie ein Film … reine Seide und scharfer Stahl:
„Wir bereiten Seide auf, indem wir sie viele Male waschen, so dass die Fäden weiß werden und weich genug zum Spinnen sind. Wir härten Stahl, indem wir ihn hämmern, während er glüht – nicht, um ihn zu schmieden oder zu formen, sondern um ihn stark zu machen.“ – Shunryû SuzukiNatürlich wird es bei all der Liebe auch dunklere Tage geben. All die kleinen und großen Prüfungen, die dir tagtäglich widerfahren, sind eine wunderbare Gelegenheit, dein Wesen zu klären und deinen Charakter zu festigen. Deine Prüfungen geben dir die Chance, zu wachsen! Das Leben schlägt seine Schnippchen, und so manch Erlebnis hinterlässt Narben. Doch am Ende hast du zwei Möglichkeiten: Gehe weiter oder gib dich geschlagen. Du hast bestimmt schon auch sehr oft an einer dieser Weg Gabelung gestanden.
„Jeder Mensch hat einen Charakter, aber wenn ihr euch nicht schult, dann wird euer Charakter vom Ego überdeckt. […] Wenn ihr noch jung seid habt ihr viel Ego, viele Begierden. Durch die Schulung walkt und wascht ihr euer Ego, bis ihr richtig weich werdet, wie reine, weiße Seide. Auch wenn ihr starke Begierden habt – wenn ihr sie genügend hämmert werdet ihr scharfen, starken Stahl bekommen. Wie ein japanisches Schwert.“ – Shunryû SuzukiWenn ich von Ponyhof spreche oder davon, wie wunderbar rosig alles ist, dann negiere ich die Tatsache gar nicht, dass manchmal einiges nicht so läuft, wie wir es uns ursprünglich ausgemalt haben. Indem ich mich bemühe, nicht davon zu sprechen, dass die ganze Welt gegen mich geht und alles schief läuft, kann ich diese Prüfungen aber sehr viel besser annehmen. Wie möchtest du dich das nächste Mal an einer dieser Weg Gabelungen entscheiden? Ich behaupte nicht, dass das leicht wird. Aber ich bin überzeugt, dass es das wert ist. Um mit den Worten des Zen Meisters zu schließen: Ich danke euch sehr.
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