Das Gedicht „Eure Kinder“ von Khalil Gibran ist für mich der kürzeste und wichtigste Eltern Ratgeber. Diese unvoreingenommene Nächstenliebe sollte aber nicht nur unseren Kindern gelten. Wenn du die Ideen von Khalil Gibran auf deine Welt überträgst, erfährst du Yoga. In diesem Artikel findest du ein paar nützliche Tipps, um in der kalten Jahreszeit wieder das Feuer in deinem Herzen zu entfachen. 

 

Khalil Gibran: Eure Kinder

Bei der Namensgebungsfeier unserer Tochter Mia habe ich einen Text von Khalil Gibran gelesen. Das heißt, ich habe es versucht. Die Worte sind im Schluchzen erstickt. Eltern werden verschlägt einem die Sprache. Sogar mir.

Mia schenkt mir so viel Zeit, in der nichts zählt als der Moment. Jeden Atemzug aufs Neue. Als ich das erste Mal in diese reinen, klaren Augen blickte, spürte ich auch, dass es keinen wichtigeren Job für mich gibt. Als ich den Text von Khalil Gibran, Eure Kinder, das erste Mal laß, wusste ich: Allen Kindern so zu begegnen, wie er es schildert, ist der wichtigste Job eines jeden Menschen. Nicht nur um des anderen Willens, sondern auch um sich selbst willens. Ließ erstmal selbst…


Eure Kinder


Eure Kinder sind nicht eure Kinder.

Sie sind die Söhne und die Töchter der Sehnsucht

des Lebens nach sich selber.

Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,

Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.


Ihr dürft ihnen eure Liebe geben,

aber nicht eure Gedanken,

Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.

Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben,

aber nicht ihren Seelen,

Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen,

das ihr nicht besuchen könnt,

nicht einmal in euren Träumen.


Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein,

aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.

Denn das Leben läuft nicht rückwärts

noch verweilt es im Gestern.


Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder

als lebende Pfeile ausgeschickt werden.

Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit,

und er spannt euch mit seiner Macht,

damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.


Laßt eure Bogen von der Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein;

Denn so wie er den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt er auch den Bogen, der fest ist.


~ Khalil Gibran
(* 06.01.1883, † 10.04.1931)


Jeder Mensch hat in seinen Beziehungen – auch zum Arbeitgeber – vielschichtige Aufgaben. Doch die wichtigste, ist jene zu unseren Kindern. Sie sind so frei und unschuldig. Und es ist die Aufgabe der Bezugspersonen selbst so klar und offen zu bleiben, um diesen Geschöpfen Raum für ihren Weg zu schenken. 

 

So ist die Beziehung zwischen Eltern und Kindern nie eine Einbahnstraße sondern ein ständiges Geben und Nehmen. 

 

Natürlich komme ich auch als Mama ab und an auf die Palme. Aber ich sehe gerade diese herausfordernden Momente als eine Chance, meinen Bogen zu spannen und selbst stärker, klarer und liebevoller denn je zu sein. 

Die Beziehung innerhalb meiner Familie, meines Freundeskreises und jene zu meinen Lehrern haben mich geprägt. Aber keine war so einschneidend, wie das Geschenk unserer Tochter Mia (und ich kann mir kaum ausmalen, was es heißen wird, zwei solch wunderbare Wesen zu herzen). 

 

Nächstenliebe – Wozu das Ganze? 

Die buddhistische Philosophie besagt, dass wir uns in der Liebe üben sollen. Nicht in der Liebe zur Natur, hier können wir unsere Akkus aufladen. Nicht in der Liebe zu den Tieren. Auch diese können eine Bereicherung sein, aber die wichtigste Liebe ist jene zu den Menschen.

 

Schließe alle Menschen in den Herz wie deine Kinder, so heißt es, und du wirst frei und erfüllt leben.

 

Wenn man den Buddhisten Glauben schenken darf, ist auch die Nächstenliebe keine Einbahnstraße. Ganz egal wie herausfordernd einem der Charakter erscheint. Denn die grenzenlose Liebe macht uns freier (Buddhisten setzen Liebe und Freiheit oft sogar gleich). In dieser Freiheit finden wir vielleicht schlussendlich wirklich jene Wahrheit, die von den Alchemisten als Stein der Weisen mystifiziert wurde. Schaden tut es jedenfalls nicht. Im Gegenteil. Es fühlt sich gut an. 

 

Übungen für deinen Abschluss mit Auszeichnung in Nächstenliebe 

Im Spätherbst und den ersten Winter Wochen, vor allem um die christlich geprägte Advent Zeit, können wir einen besonderen Fokus auf diese Liebe legen. Beginne bei deiner Familie und Freunden. Ein paar Ideen dafür:

 

  • Liebe sie mit allem, was dich glücklich macht und allem, was dich auf die Palme bringt, gleichermaßen. 
  • Erkenne an, dass ihre Gedanken und Überzeugungen sich von deinen unterscheiden dürfen, und das zwangsläufig immer wieder tun werden. 
  • Nimm dir selbst den Raum, den du für deine Entwicklung brauchst und schenke diese Möglichkeit auch deinen Nächsten. 
  • Sei großzügig in deiner offnen Liebe, ohne etwas zurückzufordern. 
  • Schließe die Dankbarkeit für die Menschen, die du liebst, an deine tägliche Morgen Meditation an. Nimm die Dankbarkeit wahr, und was das mit dir macht, ohne es begreifen zu wollen. 

 

Wenn dir das bei deiner Familie gelingt (Kinder = Kindergarten, Partner = Volksschule, Eltern = Unterstufe) kannst du bei deinen Freunden und Bekannten die Oberstufe abschließen. Den höchsten Abschluss holst du dir bei jenen Menschen, deren Ansichten den deinen komplett zuwider laufen. Aber die Unireife hab ich selbst noch nicht immer… also lasse uns alle gemeinsam noch einmal mit dem 1×1 beginnen. 

Das Geschenk, dass du deiner Familie damit machst, wird 1000fach zurück kommen.

Glaubst du das auch? – Hinterlasse mir deine Gedanken dazu gerne in den Kommentaren.