Die Bhagavad Gita ist neben den Veden eine weitere Überlieferung aus der Zeit vor Christi. Auch sie hat die Yoga Kultur maßgeblich geprägt und bis heute inspiriert.
Während die Veden Offenbarungen darstellten, beruft sich die Bhagavad Gita als philosophisches Gedicht auf eine menschliche Schreibfeder. Übersetzt bedeutet ihr Titel Gesang des Erhabenen.
Sie erzählt vom Gespräch eines Lehrers und seinem Schüler vor dem Schlachtfeld eines bevorstehenden Krieges. Die beiden gehen den großen Fragen des Lebens auf dem Grund und stoßen dabei auf das große Paradoxon des Lebens und der letztendlichen Wahrheit, die ihm entspringt.
Die Bhagavad Gita beschreibt den Weg zum inneren Frieden auf dem Kriegsschauplatz. Sie ist eines der bedeutendsten Werke der Weltliteratur.
Der Heeresführer und Prinz Arunja sieht sich beim Rüsten für die Schlacht inneren Wiedersprüchen konfrontiert, er sucht Klarheit und seinen rechten Weg. Sein Lehrer Krishna schenkt ihm viele praktische und philosophische Antworten.
Die Quintessenz ist, dass es darauf ankommt, sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen, nicht jedoch an den Früchten dieser persönlichen Kämpfe festzuhalten. Dieser innere Zwiespalt ist bis heute für viele Menschen ein täglicher innerer Streit. Vielleicht hält sich die Bhagavad Gita deshalb bis heute in der Weltliteratur.
Funny Sidefact: Der Ursprung des Wortes Yoga
Yoga kommt von dem Sanskrit Wort yuj, was so viel wie anjochen oder verbinden bedeutet. Mehr darüber, was das genau bedeutet, findest du hier.
Im Zusammenhang mit der Bhagavad Gita ist David Gordon Whites, Professor an der University of California und Religionswissenschaftler, Anschauung zum Wortstamm spannend: Er stellt einen Verweis zu dem englischen yoke. Nicht das Eigelb. Er stellt vielmehr einen Zusammenhang zwischen dem Sanskrit Wort Yoga und dem englischen Wort für anschirren her. Er erklärt, dass das englische Wort ursprünglich im Gefecht genutzt wurde. Auch weitere wissenschaftliche Quellen nehmen an, dass das Wort Yoga ursprünglich den Kriegswagen bezeichnete.
David Gordon White vergleicht Yoga damit medienwirksam mit Kriegsführung. Zur Bhagavad Gita passt das allemal. Und damit auch zu dem Kampf der Menschheit mit den eigenen Dämonen.
Die mit Abstand beste Dokumentation zu dem Thema ist die Dokumentation Finding Joe. Du wirst inspiriert, berührt und motiviert sein… und sie gleich noch einmal mit deinen Freunden sehen wollen, um darüber reden zu können!
Die Bhagavad Gita eroberte Europa
Ins Englische übersetzt wurde die Bhagavad Gita 2285 Jahre später im 18. Jahrhundert. Der Klassizismus zierte Europa und und setzte sich Denkmäler wie das Panthéon in Paris.
Falls du deine eigene, deutsche Übersetzung möchtest, gibt es eine große Auswahl. Die Kommentare von Jack Hawley und Eknath Easwaran wurden mir damals als passende Einstiegswerke empfohlen.
Das Buch, das mich in meinem ganzen Leben am meisten erleuchtet hat. ~ Johann Wolfang von Goethe
Schopenhauer, Hölderlin, Hegel, von Humboldt, Steiner und Einstein entnahmen viele ihrer Gedanken der Bhagavad Gita.
Die Bhagavad Gita legt nahe, so wie Schoppenhauer es später in seinen Philosophien erläutert, dass es einen Gott gibt. Theistische Lehren wie der Buddhismus lehnen diesen Gedanken natürlich ab. Hinblicklich der Idee, dass dieser Gott jedoch alles belebt, ergibt sich ein solcher Widerspruch nicht, da jede Manifestation nur eine Interpreationen ein und des selben metaphysischen Willens ist.
Nach Europa und zurück: Gandhis Reise mit der Bhagavad Gita
Mahatma Gandhi hatte sogar immer eine Kopie Der Bhagavad Gita dabei:
Die Gita ist nicht meine Bibel oder mein Koran. Sie is meine Eternal Mother. ~ Mahatma Gandhi
Tatsächlich kam er aber nicht in seiner Heimat Indien auf die Bhagavad Gita. Den Entschluss sie zu lesen fasste er während seines Studiums in London. Dort fand er Anschluss in der Vegetarischen Gesellschaft und tauschte sich in den 1890ern mit der theosophischen Gesellschaft Londons aus. Freunde sind in dieser Zeit auf ihn zugekommen, um das Original des Buches in Sanskrit zu diskutieren und auszulegen.
In seiner Autobiographie schreibt Gandhi, er wäre beschämt gewesen, die Schrift weder in seiner Muttersprache noch in Sanskrit gelesen zu haben. Eine Reise um die Welt, ist ein Umweg zu sich selbst, so heißt es. Und wahrer könnte dieser Ausspruch für Gandhis Leben kaum sein.
Gandhis Zeit in der englischen Gesellschaft hat nicht nur seine Verständnis von indischer Literatur und Justizwissenschaften geschärft, es hat auch seine Kultur geprägt. Und diese hat er mit zurück in seine Heimat genommen und hier weiter vertieft.
Ein Beispiel: Gandhi ist als Vegetarier aufgewachsen, es war eine gelernte Tradition, aber vor allem eine Gewohnheit. In England entwickelte sich diese Gewohnheit zu einer tiefen Überzeugung, die er später in Indien in seinem Ashram teilte.
Die Vegetarier in Europa waren auf der anderen Seite in der Minderheit und sahen sich im Osten inspiriert von der fleischlosen Ernährungsweise. Das Leben ist nicht schwarz oder weiß und seine Grenzen oft illusionär und definitiv nicht linear.
Die Schönheit dieser zugegeben kurz gefassten Erzählung einer bestimmt viel längeren und tiefschürfenderen Geschichte liegt im Zusammentreffen unterschiedlicher Kulturen und dem Finden und Erörtern neuer Meinungen. Dabei ist keine Partei gut oder böse. Urteile wie diese halten bloß gefangen in alten Überzeugungen und bremsen die nicht aufzuhaltende Entwicklung des Lebens.
Der Kriegsschauplatz
Die Grenzen führen uns in den Krieg. Das Ego ist unser ganz persönliches Schlachtfeld. Und je aufgebrachter wir sind, desto mehr Menschen ziehen wir auf unseren Schauplatz.
Dabei gibt es jene Mitspieler, die sich im Recht und voneinander bestätigt fühlen. Und es gibt jene wie Arunja, die innehalten, um auf eine Stimme tief in ihrem inneren zu lauschen und an der Herausforderung zu wachsen.
Ließ die Bhagavad Gita, wenn du dich von ihr inspirieren und dir ein eigenes Bild machen möchtest. Oder: Sieh dir die Dokumentation Finding Joe an und lerne aus deinem ganz persönlichen inneren Kampf.
Im nächsten Artikel dieser Serie zur Yoga Geschichte von Yoga Myth Busters geht es um den Urgroßvater von Yoga: Patanjali. Wir nähern uns langsam aber Sicher dem Jahre Null auf dem Zeitstreifen der Yoga Geschichte. Und der Antwort auf der Suche nach dem Einzig Wahren Yoga.
Bis 11.02.2020 erscheint immer Dienstags ein Beitrag der zehnteiligen Myth Busters Artikel Serie zum Thema Yoga Geschichte und dem einzig wahren Yoga . Hier der Überblick:
Yoga Geschichte über das einzig wahre Yoga
Die Veden und das Reich der Yoga Mythen
Die Bhagavad Gita und deine ganz persönliche Schlacht
Urgroßvater Patanjali und die Wiege des Modernen Yoga
Tantra Yoga und die Wiege des Hatha
Alles Yoga nur geklaut? Multikulturelle Tradition oder kulturelle Aneignung
Vivekananda – Internationaler Yoga Speaker des späten 19. Jahrhunderts
Krishnamacharya: Der Vater des Modernen Yoga
Yoga Wirtschaft: Ein Geschäft mit der Wahrheit oder den Moneten
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