Das Farbenspiel des Herbstes ist bezaubernd. Die Spaziergänge in bunt gesäumten Alleen, das Rascheln des Laubes und die frische, kühle Luft wirken sehr bestärkend. Und doch: Mit jedem Blatt das die Blätter lassen stirbt ein Teil von ihnen. Sie müssen ihr Laub lassen, um durch den Winter zu kommen. Die Tage werden kürzer, kühler und sind in Nebelschwaden verhüllt. Dazu fällt mir eine Geschichte ein: Vor ein paar Jahren, als ich noch in der Unternehmenskommunikation tätig war, habe ich eine Kollegin aus Asien vom Flughafen geholt. Es war ihr erstes Mal in Europa und es war bitterkalter Winter. Auf der Fahrt in die Firma wurde sie mit jeder Minute ruhiger. Nach einiger Zeit brachte sie endlich mit unsicherer Stimme hervor, was ihr am Herzen lag: Sie war erschüttert von der Nacktheit der Bäume und glaubte, sie müssen sterben und eine schreckliche Krankheit würde Österreich heimsuchen. Sie fürchtete wohl auch um ihr eigenes Leben in diesem scheinbar kargen Land (und die Lady lebte in der Wüste!). Als ich ihr erklärt hatte, dass sich unsere Laubbäume gerade – wie jedes Jahr – auf den Winter vorbereiten, war sie beruhigt. Sie habe wohl schon vom Herbst in gemäßigten Zonen gehört, aber sich noch nie so viele Gedanken darüber gemacht.  Im Herbst sammeln die Laubbäume ihre Energie – den Stickstoff aus dem Chlorophyll – in den Wurzeln und im Stamm. Sie lassen ihre Blätter los um zu überleben. So wie der Baum können auch wir Teile von uns sterben lassen, die uns nicht mehr dienen. Die Vorstellung  mag so erschreckend wirken wie der Anblick der sterbenden Bäume für meine damalige Kollegin. Doch so wie der Baum nur einen Teil von sich sterben lässt, um im Frühling neu zu erblühen, so können auch wir im Loslassen unsere Essenz neu sammeln. Der Herbst sich auch für dich und mich wunderbar, um bei uns anzukommen und nach einem belebten Sommer wieder zur Ruhe zu finden. Zum Beispiel, in dem man täglich morgens 10 min meditiert. Oder sich Gewohnheiten entledigt, die einem nicht mehr dienlich sind. Manche Gewohnheiten sind leicht zu ändern, andere brauchen etwas mehr Zeit und Fokus.  Jedes Jahr im Herbst beginne ich ein Mind Map, in dem ich meine Träume und Ziele für die verschiedensten Lebensbereiche festhalte. Gleichzeitig denke ich über Gewohnheiten nach, die dafür dienlich wären (und welche eben nicht mehr so angebracht sind). Es ist ein wunderbar befreiendes Gefühl von so manch alter Gewohnheit loszulassen. Aber manche krallen sich fest und wollen partout nicht loslassen.  Das wichtigste an diesem Punkt ist die kniffeligen Vorsätze nicht als Bürde zu werten – und kleine Fehlversuche nicht als Scheitern hinzunehmen. Es ist vielmehr eine Chance, näher hinzusehen. Unser Blattkleid ist so vielschichtig und bunt… manchmal lässt es sich nicht so einfach abwerfen. Die Frage ist, ob wir uns davon aufhalten lassen. Stelle dir vor, die Gewohnheit umarmt dich. Wenn du sie loslässt, ist das eben ungewohnt, was oft mit unbehaglich verglichen wird. Es kann sogar sein, dass du dich wie nackt fühlst. Es dauert einige Zeit, bis der neue Status quo normal ist. Im Gegenzug eröffnet sich dir aber ein völlig neues Potential an Erfahrungen. Und ein Frühling mit hunderten neuen Blüten und Früchten.  Was hält dich auf Trab? Hinterlasse mir ein Kommentar und erzähle mir von deinen Gewohnheiten und Zielen. lets-rock-this-life-signature