Im ersten Teil des Berichtes über Modernes Yoga hast du erfahren, wie das Yoga, wie wir es heute kennen, entstand. Ein kurzer Rückblick bevor wir uns der Yoga Wirtschaft widmen:

Krishnamacharya brachte als Sanskrit Student mit Fokus auf die Yoga Sutren die alten Philosophien mit modernen Körpertechniken zusammen. Sein Stil war es, den Unterricht an den einzelnen anzupassen und individuelle Stärken zu fördern. Mich erinnert das ein bisschen an Montessori. Seine Schüler entwickelten eigene Stile und errangen damit Bekanntheit weit über die Grenzen des Palastes hinaus. Einer von ihnen ist sein Schwager B. K. S. Iyengar, der eine der größten Yoga Magazine weltweit inspirierte. 

Hier erfährst du wie es IN geworden ist und

  • ob es sich nun um einen konsumgeilen Wirtschaftszweig handelt
  • oder eine tiefgründige Lehre.

 

All you need is Love: Die Yoga Hippi Welle

 

In den 1960ern zogen mit der Hippi Welle viele Westler in indische Ashrams. Eine von ihnen war Judith Hanson Lasater. Sie studierte mit Iyengar den gleichnamigen Yoga Stil. Zurück im Epizentrum der Hippi Bewegung, in San Francisco von 1975, gab sie mit drei anderen Redakteuren das erste „Yoga Journal“ heraus. Damals war Yoga noch alles andere als Mainstream, schon gar kein Wirtschaftszweig.

“Mit einem breit angelegten Yoga Journal wollen wir unseren Kreis und hoffentlich unser Bewusstsein erweitern“, so die 72-jährige Yogalehrerin Hanston Lasater gegenüber der Yogaworld zu ihrer Yoga Wirtschaft.

Die Community war klein, doch alle schienen an einem Strang zu ziehen. Das Magazin finanzierte sich anfangs nicht selten durch Privatinvestitionen oder Spenden. Ende der 90er erwarb ein Investmentbanker und Yogi das Magazin etablierte die Medien Plattform von über 66000 Heften pro Ausgabe zu einer umfassenden Medienplattform: 44 Jahre nach der Gründung druckt alleine das US Yoga Journal eine Auflage von mehreren hunderttausend Heften. Darüber hinaus gibt es eine sehr gut frequentierte Website, Produkte wie Bücher und DVDs sowie Yoga Konferenzen.

 

Von der Nische zur Wirtschaft

 

Seit damals ist ein reger Markt rund um Yoga entstanden: Bekleidung, Yoga Matten und Zubehör, Nachschlagewerke und Ausbildungen boomen nach wie vor. Laut FAS setzte die Yoga Wirtschaft Branche 2015 weltweit 80 Milliarden Dollar um.

Für die Fitnessbranche ist Yoga Wirtschaft jedoch nach wie vor ein nice-to-have. Tatsächlich funktioniert Yoga ohne spezielle Ausrüstung, weshalb zwar die Zielgruppe sehr groß, das Bedürfnis jedoch noch im Rahmen bleibt.

„Yoga ist eine Nische, über die man sich freuen kann“, so Nicole Espey, die Geschäftsführerin des Bundesverbands der Deutschen Sportartikel-Industrie gegenüber der Presse. In der Süddeutschen wurde hinblicklich der Münchner Sportmesse Ispo Anfang Feburar 2019 wie folgt zitiert: „Yoga ist ein wichtiges Umsatzfeld mit viel Potenzial für die Zukunft. […] Wir sind mit Intersport im Yoga-Segment noch nicht da, wo wir hinwollen. Wir sehen den Bereich aber als wichtigen Zukunftsmarkt, den wir auf jeden Fall stärken wollen“, so Miriam Ganz vom Sportfachhandelsverbund Intersport.

Der Präsident des Deutschen Industrieverbands für Fitness und Gesundheit, Ralph Scholz, rät daher Wettberbe an. Sie könnten die Präsenz von Yoga und wahrscheinlich vor allem von Yoga Werbung erzeugen.

„Damit haben wir die Möglichkeit, heroes zu bilden“, so Scholz. Er ist nicht der erste, der Yoga Wettbewerbe angedenkt. Tatsächlich werden solche Bewerbe bereits abgehalten. Bisher glücklicherweise jedoch ohne große Medienwirksamkeit. Damit würde eine private, individuelle Praxis zum Mainstream Ereignis. Yoga interessiert doch gerade das nicht: Alles schwarz weiß, alles in gut und schlecht einteilen.

 

Yoga Wirtschaft: Geht’s nun um die Wahrheit oder die Moneten?

 

Niedere, menschliche Empfindungen wie Gier verschonen weder die USA, Europa, Südasien noch die Regierungen des 21. Jahrhunderts und schon gar nicht die New Age Bewegungen Yoga. Sie ist nicht an einen speziellen Berufsstand gebunden, niemand ist gefeit. Sie ist ein Motivator, der auf von Angst besetzten Glaubenssätzen und Weltbildern beruht. Die Angst, dass nicht genug für alle da ist. Die Sorge, nicht genug bekommen zu können. Und die Ahnung, alles irgendwann wieder zu verlieren.

 

Diese Ängste scheinen so alt wie das Leben selbst. 

 

Zumindest so lange unsere Aufzeichnungen reichen. Die Sumer, eine der ersten Hochkulturen der Menschheitsgeschichte, lebten im 4. Jahrtausend vor Christus zwischen der heutigen Stadt Bagdad und dem Persischen Golf. Nach des Sumerologen Kramers Aufzeichnungen zufolge waren sie nicht gerade zwart beseitet:

 

„Sie unterwarfen die ältere Bevölkerung, deren Kultur weit fortgeschrittener war. In diesen Jahrhunderten, die im sumerischen Heldenzeitalter gipfelten, waren es die kul­turell unrei­fen und psy­chologisch unstabilen sumerischen Kriegsher­ren mit ih­rer individualistischen und raubgierigen Veranlagung, welche die geplünderten Städte und niederge­brannten Dörfer des besieg­ten mesopotamischen Reiches beherrschten.“
~ Samuel Noah Kramer, Geschichte beginnt mit Sumer

 

Wir müssen in der Geschichte gar nicht so weit zurück blicken, um den Sumern ebenbürtige Kriegsherren zu finden.

Wenn die Gier die Hölle ist, die solche Raubzüge anführt, dann ist Verantwortungsethik der Himmel. Und das sind die Grundpfeiler, auf denen die Yoga Philosophie von der Antike bis heute beruht. Yoga glaube aber nicht an eine Hölle außer jener, die wir uns selbst erschaffen. Auch wenn wir dies natürlich nicht absichtlich tun.

 

Wir können keine Lösung für alle Herausforderungen der Welt schaffen, wenn wir nicht genau wissen, was wir tun, wenn wir es tun.

 

Der Mensch weiß einfach nicht genau, was der Effekt einzelner Handlungen auf lange Sicht ist. Zu viele Variable sind mit im Spiel, deren Zahl mit dem Faktor Zeit steigt.

 

Angstgetriebenen Entscheidungen und kurzfristige Lösungen

 

Angst-motivierte Entscheidungen schüren auf lange Sicht nur eines: ANGST. Natürlich ist der Grund logisch: Wir wollen und dürfen uns sicher fühlen. Und wir müssen Unterdrückung und Krieg nicht dulden. Doch leider verfehlen wir damit oft das Ziel. Ein Beispiel zeigt die Geschichte des 2. Weltkrieges.

 

Bringt die Atombombe Sicherheit?

 

Ein gutes Beispiel ist die Atombombe. Sie wurde aufgrund von Angst entwickelt.

Robert Oppenheimer leitete die Forschungsarbeiten des Manhatten Projekts für die Erfindung der Atombombe in der USA. Was ihn und Kollegen wie Edward Teller (Erfinder der Wasserstoffbombe) und Albert Einstein (Relativitätstheorie und ursprünglicher Befürworter des Manhatten Projekts) antrieb, war die Angst vor dem Hitler Regime. Nicht zu unrecht wohlgemerkt. Doch was wäre die Lösung gewesen, wenn beide Seiten eine Atombombe entwickelt hätten? – Wir werden nie wissen, ob ein Wahnsinniger die Waffen ruhen hätte lassen oder nicht aus Stolz doch eher einen Atomkrieg angezettelt hätte.

Einstein, Oppenheimer und Teller waren deutsch-jüdischer Abstammung und hatten teilweise Familie in vom Hitler bedrohten Europa. Mehr noch: Sie hatten die Vermutung, dass ihre früheren Dozenten in Deutschland am Bau solcher Bombem dran waren. Das makabere Rennen gewannen die Amerikaner. Gut, war ihnen bei den ersten Versuchen jedoch nicht. Oppenheimer zitierte eine hinduistische Schrift:

„Ich wurde der Tod, der Zerstörer der Welten.“

 

Auch Einstein zeigte sich zuerst ambivalent angesichts des Erfolgs:

„Ich habe einen schweren Fehler in meinem Leben gemacht – als ich den Brief an Präsident Roosevelt mit der Empfehlung zum Bau von Atombomben unterzeichnete; aber es gab eine gewisse Rechtfertigung dafür – die Gefahr, dass die Deutschen welche bauen würden.“

 

Ein Jahr nach dieser Aussage verfasste er mit weiteren namhaften Wissenschaftlern das Russell-Einstein-Manifest, das zur Rückbesinnung auf die eigene Menschlichkeit und die bewusste Entscheidung gegen bewaffnete Konflikte aufrief, um den Fortbestand der Menschheit zu sichern.

Edward Teller ließ sich im Anblick des Grauens der ersten Atomwaffentests jedoch nicht belehren. Ihm seien wohl die Zerwürfnisse mit Kollegen peinlich, die er zuließ um das Wasserstoffbombenprojekt voranzutreiben, er sähe ich Nachhinein jedoch keinen anderen Weg. Aus Angst entsteht Angst. Wir wissen nicht, was passiert wäre, hätten die Amerikaner nicht die Atombombe getestet und später die Wasserstoffbombe entwickelt.

 

Menschliche Eigenschaften, höhere wie niedere, ziehen sich durch alle Wissenschaften, Philosophien und Religionen.

 

Wir haben als Kollektiv häufig Entscheidungen getroffen, die uns langfristig nicht dienten. Ein großer Trend wie Yoga bildet da keine Ausnahme. Es versammeln sich Dagobert Ducks und Geschäftshungrige. Menschen, die ein schnelles Pflaster suchen oder eine trendige Freizeitbeschäftigung.

Yoga deshalb zu einem Trend der Wellenssbranche oder einem geldhungrigen Wirtschaftszweig abzutun, ist hinblicklich der bunten und langen Geschichte wohl sehr weit hergeholt.

Wirtschaft ist wunderbar, wenn der Motivator stimmt. Sie bringt Yoga zu jedem nach Hause, der sich gesund und ausgeglichen fühlen will. Ist das nicht fabelhaft? 

 

Du darfst entscheiden, ob es für dich künftig anders sein darf; wo du hin willst und welchen Weg du wählen möchtest. Ein Tipp vorneweg: Lasse dich dabei nicht von der Angst leiten.

 

Erwecke die kleine Hippi Seele in dir (idealerweise ohne die ganzen Drogen) und wähle Motivatoren, die dich freier und leichter fühlen lassen. Im Einklang mit dir und deinen Mitmenschen, so wie Vivekananda es sich schon gewünscht hatte.

 

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Bis 11.02.2019 erscheint immer Dienstags ein Beitrag der zehnteiligen Myth Busters Artikel Serie zum Thema Yoga Geschichte und dem einzig wahren Yoga . Hier der Überblick:

Yoga Geschichte über das einzig wahre Yoga

Die Veden und das Reich der Yoga Mythen

Die Bhagavad Gita und deine ganz persönliche Schlacht

Urgroßvater Patanjali und die Wiege des Modernen Yoga

Tantra Yoga und die Wiege des Hatha

Alles Yoga nur geklaut? Multikulturelle Tradition oder kulturelle Aneignung

Vivekananda – Internationaler Yoga Speaker des späten 19. Jahrhunderts

Krishnamacharya: Der Vater des Modernen Yoga

Yoga Wirtschaft: Ein Geschäft mit der Wahrheit oder den Moneten