Modernes Yoga ist eine kreative Schöpfung des Zeitgeists der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, inspiriert durch eine jahrtausende alte Geschichte.

Krishnamacharya spielte dabei eine bedeutende Rolle, Yoga maßentauglich und beliebt zu machen. Die indische Gesellschaft, unterdrückt durch die britische Kolonialmacht, versuchte mit ihm und anderen Gelehrten ihr Selbstbewusstsein wiederzugewinnen und die eigene Kultur neu zu entdecken und zu stärken.

 

Krishnamacharyas multikulturelles Yoga

 

Die beiden bekannten Yogalehrer Sivananda und Krishnamacharya lebten ungefähr zur selben Zeit in Indien. Ihre Schüler bzw.  auch deren Schüler sollten die ersten und größten, im Westen bekannte Yoga Schulen gründen.

Inspiration für ihre Lehren holten sie sich jedoch nicht nur aus den alten Yoga Schriften. Sie blickten auch über den zugegeben sehr großen Tellerrand Indiens auf den weltweiten Zeitgeist des Körperkultur. Man war neugierig auf den westlichen Körperkult.

Das was wir heute als „Yoga āsana“ kennen, also die Körperhaltungen des Yoga, ist ein Mix aus den alten Hatha Yoga Schriften mit den damals modernen Bodybuilding Techniken für Männer und Gymnastik Trends für Frauen. Europäische und indische Bodybuilder inspirierten das Bild des Yoga Körpers.

Ähnlich wie alle Traditionen (man denke nur an das Christentum seit Jesu) hat sich Yoga mit seinen Vertretern entwickelt. Wie wir in der ersten Artikel Serie gelernt haben, kann aber muss das nicht immer zum Vorteil gewesen sein. Das ist der Lauf der Evolution.

 

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Wir können Modernes Yoga deshalb generell als verwaschen ablehnen. Oder wir nehmen was funktioniert, und lassen weg, was als überflüssig erscheint. So, wie es Generationen vor uns schon getan haben. Vielleicht ist das der Grund, warum das Yoga zu Zeiten der Induskultur nur von Lehrer zu ausgewählten Schülern weitergegeben wurde. Wäre jeder Yogaschüler angeleitet von einem Guru, gäbe heute wohl weder Bier Yoga noch würden wir uns darüber unterhalten, ob der Yoga Zug schon abgefahren ist. Aber lasse uns mit dem arbeiten, was wir haben.

 

Modernes Yoga für die Palastgefolgschaft

 

Als im Jaganmohan Palast in Indien der 1930er Jahre Yoga gelehrt wurde, war das Land noch besetzt und kämpfte um seine Freiheit. Es war jene Zeit, in der erste Yogalehrer (mitunter heimlich) im Westen unterrichteten und Bodybuilder in Indien posierten (jeweils indischer und westlicher Herkunft).

Der Maharadscha war sehr auf die körperliche Ertüchtigung bedacht und offen für alles, das dem dienlich war. Und sie hatten jede Menge Ansporn dazu: Die vorherrschende britische Anschauung, der Inder seie ein schwaches Volk, wollte man bestimmt nicht auf sich ruhen lassen.

Krishnamacharya war einer der Lehrer, der zu Hofe gerufen wurde, um den Prinzen und andere Angehörige des Palastes sowie einige Auserwählte zu trainieren. Was in diesen Sälen entstand, kommt dem heutigen Yoga Westen am Nächsten. Krishnamacharya wird daher oft als Vater des modernen Yoga betitelt, nach Goraksha als Großvater und Patanjali als Urgroßvater.

Als Sanskrit Student mit Fokus auf die Yoga Sutren brachte Krishnamacharya die alten Philosophien mit Körpertechniken zusammen. Sein Stil war es, den Unterricht an den einzelnen anzupassen und individuelle Stärken zu fördern. Einer anderer von Krishnamacharyas Schülern, A.V. Balasubramaniam, berichtet, dass es zu Hofe und andernorts immer wieder Aufführungen gab, wohl um dem Maharadscha zu imponieren und laut Balasubramaniam auch, um die Begeisterung für Yoga bei den Zusehern zu säen. Das ist gelungen.

Krishnamacharyas Schüler errangen Bekanntheit weit über die Grenzen des Palastes hinaus. Dazu zählten einige der im 20. Jahrhundert namhaftesten Yogalehrer:
Sein Sohn T. K. V. Desikachar, sein Schwager B. K. S. Iyengar (und das gleichnamige Iyengar Yogs), K. Pattabhi Jois (und der Ashtanga Yoga Stil) und Indra Devi (der First Lady of Yoga in Hollywood).

Sie alle haben das Yoga, wie wir es heute kennen, nachhaltig geprägt. Denn deren Schüler wiederum erreichen bis ins heute tausende von Yoga Begeisterte und prägen den Yoga Boom maßgeblich. 

Im letzten Teil der Myth Busters History Serie über Modernes Yoga erfährst die, wie Yoga IN geworden ist und wir sprechen darüber, ob es sich nun um einen konsumgeilen Wirtschaftszweig handelt oder eine tiefgründige Lehre.

 

 

Bis 11.02.2019 erscheint immer Dienstags ein Beitrag der zehnteiligen Myth Busters Artikel Serie zum Thema Yoga Geschichte und dem einzig wahren Yoga . Hier der Überblick:

 

Yoga Geschichte über das einzig wahre Yoga

Die Veden und das Reich der Yoga Mythen

Die Bhagavad Gita und deine ganz persönliche Schlacht

Urgroßvater Patanjali und die Wiege des Modernen Yoga

Tantra Yoga und die Wiege des Hatha

Alles Yoga nur geklaut? Multikulturelle Tradition oder kulturelle Aneignung

Vivekananda – Internationaler Yoga Speaker des späten 19. Jahrhunderts

Krishnamacharya: Der Vater des Modernen Yoga

Yoga Wirtschaft: Ein Geschäft mit der Wahrheit oder den Moneten